1. Welche Vorurteile über Autisten findest du besonders schlimm?

 

Was mich sehr ärgert. Mittlerweile gibt es sehr vieles über Autismus zu lesen und keiner glaubt, dass wir schwer betroffene eigene Gedanken haben. Es geht nur noch darum, zu beweisen, ob wir selber schreiben oder ob die Texte von unseren Müttern sind. Manchmal glauben Menschen uns, wenn wir etwas berichten, wovon niemand weiß, dann ist es ganz sicher, aber wenn wir einfach nur uns unterhalten wollen, dann glaubt man uns nicht. Was ich nicht verstehe, ist der Zweifel, denn ich will mich auch nur unterhalten, wie jeder andere auch. Mütterlich habe ich Glück gehabt, meine Mutter ist sehr davon überzeugt, dass die Texte von mir sind. Machen sicher viele Mütter, aber ich glaube, dass es wichtiger ist jeden einzelnen Kritiker einen Beweis zu schicken, denn nur so geht es die Vorurteile zu eliminieren. Dazu braucht es viel Mut, denn ich brauche einen guten Stützer, der an mich glaubt, Zweifler nehmen mir die Kraft, weil ich sonst nicht genau beschreiben kann, was in mir vorgeht. Mutmachend ist, sehr viele FC Schreiber machen weiter, sie wissen genau, das ihre Mütter an sie glauben und werden somit ernst genommen. Damit ist der Autist in der Lage sein Leben selbst zu bestimmen, dass ist enorm wichtig, denn niemand sonst würde auf die Idee kommen, das wir so etwas können. Denke auch, einen Autisten ernst zu nehmen, der aussieht wie ein geistig behinderter, macht es schwer das zu glauben. Haben allen Grund zu zweifeln, denn so jemanden ernst nehmen fällt schwer. Jetzt ist es Zeit die Autisten aus ihren einsamen Gedanken zu holen, jeder hat ein Recht auf Kommunikation und ich denke wir wollen auch reden, das wünsche ich allen Autisten.

 

2. Wie sollten Menschen mit Autisten umgehen, damit sie sich wohlfühlen können?

3. Was sollten Menschen auf keinen Fall machen?

 

Autisten wollen auch immer etwas sagen, es ist wichtig Autisten in alles miteinzubeziehen, denn sie haben auch etwas zu sagen. Manchmal ist es nicht möglich, weil die Gelegenheit fehlt zu schreiben. Mitmenschen sollten wissen, dass Autisten nicht angestarrt werden wollen und sie möchten vor allem alles lernen, was andere auch lernen. Dazu brauchen sie Hilfen, die es ihnen möglich machen, am Leben teilzunehmen. Für mich war es immer wichtig, dass meine Mutter mir alles versucht hat beizubringen. Wenn wir unterwegs sind, brauchen wir ganz viele Mitmenschen, die auch verstehen, warum wir uns seltsam benehmen, denn ich habe erlebt, dass Menschen sich wunderten, wenn ich mich an den Kopf schlage. Ich habe in diesem Moment keine Kontrolle über mich, ich bin dann in einer schlechten Verfassung, ich spüre meinen Körper nicht mehr oder plötzlich ist mein Fuß eingeschlafen. Vor allem, wenn der Körper sich Tod stellt, brauche ich eine starke Person, die in der Lage ist, mich aus dieser Chaossituation herauszuholen. Es reicht, wenn jemand mich daran hindert mich zu schlagen, dann erst wird mir klar was ich mache und bin froh mich nicht in der Öffentlichkeit zu blamieren. Am liebsten haben Menschen Leute um sich die freundlich sind, dass bin ich auch und freue mich über Rückmeldungen, die sagen, ich bin freundlich. Auch sollten Menschen sich nicht wegdrehen, wenn sie einen Autisten sehen. Mit freundlichen Blicken kann ich gut umgehen, aber mit Menschen, denen es peinlich ist einen wie mich zu sehen, komme ich nicht klar. Es ist ungewöhnlich erwachsene Autisten bei alltäglichen Dingen zu sehen, denn keiner sieht sie, sie sind von der Bildfläche verschwunden. Das macht es einen einzelnen Autisten schwer, weil er keine anderen Autisten in der Stadt sieht. Alle sind in Wohngruppen oder Werkstätten.

 

 

4. Was würdest du dir wünschen, dass Menschen über Autisten wissen?

 

Die Menschen müssen wissen, dass wir nicht immer wieder von ihnen gesagt bekommen wollen, wir wären blöde. Wir sind nicht dumm, wir können nur wegen unserer Probleme bei der Wahrnehmung und das verarbeiten der Außenreize, oft nicht so reagieren, wie Normale es ganz natürlich machen. Die Bearbeitung von Sinnesreizen fällt sehr schwer, denn immer ist einer von vielen Sinnen nicht alleine gestört. Mittlerweile ist es möglich einige Reize zu kompensieren, damit meine ich, wir haben gelernt Reize richtig zuzuordnen und dadurch auch die Möglichkeit vieles auszuhalten. Aber mit dem Ausblenden klappt es nicht immer, schade wenn dann jeder meint, wir bekämen nichts mit. Wenn sicherlich jeder davor zurückschreckt uns näher kennen zu lernen, wird sich für uns nichts ändern. Kann es verstehen, aber bitte denkt daran, wir wollen nachbarschaftlich mit euch leben, nie aber alleine, das ist einem Menschen unerträglich, der sich nicht äußern kann. Mitunter schaffen es frühkindliche Autisten zu sprechen, aber die Stummen müssen auch gehört werden. Dieses wünsche ich mir sehr.

 

 

 

5. Du kommunizierst ja über gestützte Kommunikation. Kannst du beschreiben, warum das eine so große Anstrengung ist?

 

Die gestützte Kommunikation wird bei Menschen eingesetzt, die praktisch nicht selber Handeln können. Sie brauchen Unterstützung nicht nur beim Schreiben, sondern oft bei allen anderen Tätigkeiten auch. Wie groß die Hilfe sein muss, ist bei jedem Menschen unterschiedlich. Mit meiner Mutter geht es auch mit handschriftlicher Stütze, sie hält ihre Hand auf meiner Hand, so bin ich in der Lage schnell zu schreiben. Viele von meinen Texten entstehen so. Wenn sie mich an der Buchstabentafel stützt, hilft sie mir den Punkt zu fixieren, den ich als richtigen Buchstaben ausgemacht habe. Wenn ich meinen Finger in Bewegung setze, brauche ich Hilfe auf dem Weg zum Buchstaben, um nicht den Ausgangspunkt zu verlieren. Immer auch werde ich schnell abgelenkt, das hat mit meinen Augen zu tun, sie reagieren so, als wenn alles was mit sehen zu tun hat, nicht ausgeblendet werden kann. Mittlerweile geht es besser, weil ich viel übe. Mitunter geht es besser, wenn die Buchstabentafel schräg steht, diese Methode hilft dabei die Buchstaben zielgenauer zu treffen. Manchmal bei schlechter Verfassung ist es besser für mich handschriftlich gestützt zu schreiben, dabei bin ich genauso gut, wenn nicht so gar schneller, als mit der Buchstabentafel. Der Mensch will immer auch seinen inneren Wunsch verwirklichen, dass ist bei mir der Wunsch frei schreiben zu können, dafür übe ich täglich. Mitunter ist auch einem Autisten wie mir klar, wie abhängig ich bin, muss als Autist mich trotzdem freuen, Unterhaltungen führen zu können, damit ist auch einer wie ich nicht ausgeschlossen.

 

 

6. Was bedeutet Inklusion für dich?

 

Die Inklusion ist für schwer betroffene Autisten kaum zu bewältigen. Vieles von dem was für Behinderte angeboten wird, ist für uns Autisten nicht möglich, weil wir uns nur schwer anpassen können und wir machen nie das, was man von uns verlangt, denn alles in unserem Blickfeld bedeutet eine Ablenkung für uns. Wir merken selber wie aberwitzig unser Verhalten ist, nie können wir selbstständig etwas machen, immer muss jemand helfen oder stützen. Damit wird es schwierig, etwas alleine zu tun, denn nicht jeder versteht, wieso das so ist. Meine Erklärung dazu ist ganz einfach, ich brauche unterschiedliche Hilfen an verschiedenen Tagen. Meinen Betreuern muss es klar sein, wie unglaublich schwer für mich die Teilhabe und wunschlose Eigenverantwortung für mich ist, denn ich brauche keinen der für mich spricht, sondern jemanden der vor allem die Planung und Durchführung der einzelnen Tätigkeiten mit mir ausführt. Das kann in der Werkstatt sein, aber auch bei schulischen oder alltäglichen Dingen. Mittlerweile geht vieles ganz gut, aber nichts geht automatisch, es ist immer für alles ein Betreuer oder Helfer notwendig, denn auch egal wie gut etwas an einem Tag klappt, es kann am nächsten Tag schon ganz anders sein. Einem Autisten ist es immer wichtig alles genau zu beschreiben, denn sonst ist es nicht immer auch nachvollziehbar, was er meint und dann gehen Inhalte, die wichtig sind, verloren.

 

 

7. Welche Unterstützung wünschst du dir für die Schule?

 

Mittlerweile wissen manche Schulen, dass wir lernen können, dazu machen sie schon vieles, was mit den mutmachenden Autisten mittlerweile gemacht wird, nämlich man benutzt die gestützte Kommunikation, um aus dem stummen Menschen einen sprechenden zu machen. Er hat jetzt die Möglichkeit Schulangebote wahr zu nehmen. Niemals dürfen Schulen davon ausgehen, schwer betroffene Autisten könnten nicht schreiben. Mit dem lernen ist es ganz einfach, sie schauen bei den Hausaufgaben bei ihren Geschwistern zu oder lernen es für sich alleine. Dazu haben sie viel Zeit, niemand achtet darauf, was sie lernen, dafür ist es ihnen kaum möglich zu zeigen was sie können. Manchen Autisten haben Stützer dazu verholfen, sich zu äußern, wenn dann das lesen der Mitteilung ein großes Gefühl macht, dann ist es für den Autisten wie ein neues Leben. Er fühlt sich ernst genommen und hat somit etwas, wo er zeigen kann, was er kann. Mehr Angebote in der Schule, machen es ihm leicht, sich nicht wie ein Außenseiter zu fühlen.

Damit wird ihm erst klar, durch seine Beiträge ist der Unterricht viel interessanter und alle freuen sich einen Text von ihm lesen zu dürfen. Wenn Lehrer sich bemühen, ihn weiter zu fördern, wird er gerne Beiträge schreiben, die für den Unterricht gut sind. Die meisten Beiträge werden sehr persönlich sein, wenn eine Aufgabe gestellt wird, denn der Autist wird immer auch alles aufschreiben, was er weiß. Sich nur an Texte halten, die er gelesen hat im Unterricht, reicht ihm nicht, denn er will alles schreiben, sein Wissen kann sehr groß sein, wovon keiner etwas ahnt. Mancher Mitschüler wird erst jetzt verstehen, warum der Autist so anstrengend ist, es ist das Wissen, das raus will, aber nicht weiß wie, damit erklären sich viele Verhaltensweisen, die für Außenstehende nicht sichtbar sind. Warum ich für Inklusion bin? Ich verbrauche einen Kuli schneller als andere, stets habe ich etwas zu sagen, das wünsche ich allen anderen Autisten auch.

 

8. Was sollte sich in der Zukunft ändern, damit das Leben für Autisten leichter ist?

 

Immer ist es möglich Menschen auch zu sensibilisieren, für uns etwas zu empfinden, denn wir haben keinen schwer betroffenen Autisten je gefragt, was er will. Ich glaube wir wollen auch ernst genommen werden, denn wir sehen zwar behindert aus, sind aber nicht intellektuell eingeschränkt. Es ist heute schon eine Beschulung für Autisten mit Nichtbehinderten möglich. Damit wird in der Gesellschaft die Behinderung als etwas ganz natürliches gesehen, weil Behinderung mit der normalen Gesellschaft viel natürlicher aufwächst. Mich hat einmal einer gefragt, warum ich so behindert aussehe, dass hat mich sehr verletzt und ich dachte alle Menschen denken das von mir. Jetzt, wo ich älter bin, akzeptiere ich mein Aussehen. Wenn alle von der ersten Klasse an beschult werden, ist die Wahrscheinlichkeit so etwas gefragt zu werden, geringer. Denn ich weiß, dass vieles in der Gesellschaft toleriert wird, nur mit Behinderung kommen viele nicht klar. Es liegt an unserem Schulsystem, wären alle Schüler zusammen, hätten wir nicht so sehr die Ausgrenzung zu fürchten. Ich wünsche mir eine Schule für alle, weil ich nicht intellektuell eingeschränkt bin.

Mit der neuen Schulform, Behinderte mit Nichtbehinderte zu beschulen, fängt eine ganz neue Art des Zusammenlebens an. Denn ich glaube, jetzt haben wir eine Chance, nicht wieder bemuttert zu werden, als wären wir nicht in der Lage, zu wissen, dass wir vieles nicht können. Machen sicher viele, den Autisten bemuttern, aber wir wollen selber etwas können und dazu muss man uns etwas zutrauen und auch immer wieder Neues anbieten. Woher sollen denn sonst andere wissen, was wir können? Manchmal geht vieles nicht, doch manchmal geht es doch und schon lohnt es sich, Altes Neues auszuprobieren. Manchmal ist Neues zu schwer und Altes zu leicht, aber ich finde, niemals sollten Angebote ganz gestrichen werden, denn damit verkümmert der Autist. Jetzt schon ist es möglich, ihren Lebensaussichten einen besseren Sinn zu geben, dann um sicher zu gehen, auch ein besseres Leben in der Zukunft.

 

Maximilian Plaßmann